Beckenboden
Den Beckenboden mit Strom trainieren
Viele Menschen, insbesondere Frauen, sind von Problemen mit Inkontinenz betroffen, was die Lebensqualität natürlich erheblich einschränken kann. Das Thema wird oft aus Angst vor Demütigung oder Diskriminierung totgeschwiegen und kann zu leichten Beeinträchtigungen im Alltag, aber auch zu Depressionen, sozialer Isolation, Berufsaufgabe und eingeschränktem Sexualleben führen.
Ursachen und Folgen weiblicher Inkontinenz
Die höhere Inkontinenzrate bei Frauen lässt sich anatomisch erklären. Trotz des gleichen Aufbaus ist das weibliche Schließmuskelsystem sehr viel leichter verletzbar als das männliche. Die Blase sammelt den Urin, der von den Nieren über die beiden Harnleiter in die Blase befördert wird. Die Füllmenge der Blase beträgt zirka 500 ml. Entleert wird sie über ein Verschlusssystem mit Rezeptoren zur Rückkopplung in der Blasenwand, das über die Beckenboden-Muskulatur gesteuert wird. Und auch diese Muskulatur kann natürlich trainiert werden.
Ursachen von Inkontinenz bei Frauen können sein:
- physiologische Störungen der Blasenfunktion
- Bindegewebsschwäche
- Harnwegsinfekte
- Medikamente
- Infekte
- degenerative Veränderungen, etwa nach einer Strahlentherapie
- hormonelle Faktoren wie verminderte Östrogensynthese in der Menopause
- traumatische Faktoren wie Beckenfrakturen und Geburten
Die Folgen reichen von häufigem Wasserlassen und Harndrang bis hin zu Inkontinenz bei körperlicher Belastung. Die Inkontinenz, die durch Stress oder körperliche Überlastung entsteht, wird meistens durch eine Schwächung oder eine stark erhöhte Belastung des Beckenbodens hervorgerufen. Wird der Bänder- und Muskelapparat des Beckenbodens geschwächt, sinkt die Gebärmutter ab. So verändern sich die Druckverhältnisse im Bauchraum sowie die Lage von Blase und Harnröhre zueinander. Eine hohe körperliche Belastung wirkt sich trotz einer funktionierenden Harnblase negativ auf die Verschlusskraft der lädierten Muskeln aus. Deshalb kann der Urin bei erhöhtem Stress nicht mehr gehalten werden.
Zum Glück aller Betroffener findet das Thema bei Frauen und Männern immer mehr Gehör und wird zunehmend vom Tabu befreit. Es gibt eine Vielzahl gynäkologischer und urologischer Praxen, die sich auf die Kräftigung des Beckenbodens spezialisiert haben. Und auch beim EMS-Training werden fantastische Ergebnisse erzielt.
Den Beckenboden mit Strom trainieren
Eine lokale, elektrotherapeutische Behandlung der Beckenbodenmuskulatur ist schon lange nicht mehr der einzige Weg, den Beckenboden mit Strom zu trainieren. Studien der Universität Bayreuth zeigen, dass sich bei ¾ der Betroffenen gute bis sehr gute Effekte mit Beckenbodenübungen beim Ganzkörper-EMS-Training erzielen lassen. Das liegt daran, dass der Beckenboden beim Training mit elektrischen Impulsen gestärkt wird. Dies geschieht zum einen über die gezielte Stärkung der Adduktoren (innen liegende Oberschenkelmuskulatur). Zum anderen wird beim EMS-Training der Muskel über den Nerv angesteuert, was bedeutet, dass die Elektroden auf Höhe der Bauch- und Gesäßmuskulatur auch den Beckenboden stimulieren können.
Damit das Beckenbodentraining gute Erfolge erzielt, wird also eine höhere Trainingsintensität im Bereich der Po- und Beinelektroden, sowie der Elektroden an Bauch und unterem Rücken angestrebt. Die besten Ergebnisse zeigten sich in der oben genannten Studie bei der Gruppe der intensiver Trainierenden. So traten deutliche Verbesserungen nach dem Workout sogar bei über 90 % der Betroffenen auf.
ACHTUNG: Bei akuten gesundheitlichen Einschränkungen ist zuerst die Freigabe eines Arztes einzuholen. Das Training sollte außerdem nur unter Anleitung von ausgebildetem Fachpersonal durchgeführt werden.